Re: 19.02.5127 Theoretisch ein Auftrag wie jeder andere
von Sarya Wynjor » Sa 17. Jun 2023, 13:47
Die Müdigkeit war Sarya fest ins Gesicht geschrieben. Sie hatte die Nacht nur ein paar wenige Stunden geschlafen. Die restliche Zeit hatte sie damit verbracht, durch den Wald zu irren. Und dennoch hatte sie immer noch keinen Anhaltspunkt, wo ihr Bruder war. Etwas Ironisches hatte die ganze Situation schon, da Mutter ihn mitgeschickt hatte, um auf sie aufzupassen, und jetzt war sie es, die ihn finden und retten musste. Aber dafür müsste sie nun mal wissen, wo er war.
Lange noch hatte sie die Jagdhütte beobachtet, in der Hoffnung, dass irgendwer zurückkehren würde, den sie zwingen könnte, ihr zu sagen, was sie wissen wollte. Dieses Unterfangen blieb jedoch fruchtlos, weshalb sie wieder begann, den Wald zu durchstreifen, in der Hoffnung, irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, wo Aymon war.
Zu ihrer anfänglichen Erleichterung fand sie dann doch einen Menschen, welcher durch den Wald streifte. Er sah zwar nicht so aus, als würde er zu der Bande gehören, die sie überfallen hat, aber dennoch könnte er sie täuschen wollen.
Also machte sie sich bereit, ihn anzugreifen, wobei sie sich selbst zügeln musste, ihm nicht gleich den Kopf abzuschlagen. Eigentlich war sie niemand, dem so etwas im ersten oder auch zweiten Moment in den Sinn kommen würde, aber die Situation war eben auch eine besondere. Vorsichtig pirschte sie sich über die Bäume an, und kurz bevor sie ihn anfallen wollte, erblickte er sie. Sofort stürzte sie sich auf ihn, aber zu ihrer Verwunderung wich er aus. Das haben bis jetzt nicht viele geschafft... dachte sie sich, aber bedachte im nächsten Moment, dass er sie auch vorher gesehen hatte, was jedoch ebenso ungewöhnlich war. Sofort verzog sie sich wieder in den Bäumen und machte ihren Bogen bereit. Wenn sie ihn nicht direkt überrumpeln könnte, dann würde sie ihn eben zermürben, bis er müde und unaufmerksam werden würde.
Nach ein paar sehr knapp an seinem Kopf vorbeifliegenden Pfeilen, welche ihn auch jedes Mal fast getroffen hätten, war Sarya schon ein wenig beeindruckt, zumal er ja auch nur ein Mensch war. Allerdings hatte sie nun mal auch nicht vor, ihn zu töten, was das Ganze dann wieder etwas relativierte.
Als sie dann zum erneuten Mal einen Pfeil abgefeuert und ihre Position verändert hatte, wunderte sie sich, als sie den Menschen nicht wieder sofort entdeckte. Also schwang sie sich wieder in die Bäume und lief grazil wie immer über diese. Doch plötzlich brach einer der Äste unter ihr ein wenig, woraufhin sie unsanft auf dem Waldboden aufkam. Nicht das sie sich verletzt hatte, aber dies war das erste Mal, dass sie einen eventuell wahrnehmbaren Laut von sich gegeben hatte.
Gerade als sie sich dann wieder aufmachen wollte, spürte bereits etwas an ihrem Bein, bevor der Druck schlagartig zunahm. Als sie dann nach vorne fiel, ließ sie unweigerlich ihren Bogen fallen und blickte zu ihren Beinen, welche beide von Wurzeln umwickelt waren. "[Yldari] Verdammte Scheiße... was ist das... nein, nein, nein..." fluchte Sarya, während sie versuchte, ihre Beine aus den Wurzeln zu winden.
Viel Zeit dazu blieb ihr jedoch nicht, bevor sie doch ein wenig erschrak, als der Mensch, den sie gerade noch gejagt hatte, mit einem Schwert in der Hand neben ihr stand und sie ansprach. Die überraschte sie allerdings auch deshalb, da er nicht den Anschein erregte, sie dafür bestrafen zu wollen, was sie gerade getan hatte, was durch das Wegstecken seiner Waffe noch mal unterstrichen wurde.
"Ja" antwortete sie etwas widerwillig, während sie auch weiter versuchte, ihre Beine aus den Wurzeln zu bekommen. Dieses Problem erledigte sich jedoch bereits eine Sekunde später, als sich die Wurzeln wieder in den Boden verzogen und es ihr so ermöglicht wurde, wieder aufzustehen. Nachdem sie dann ihren Bogen wieder auf ihren Rücken verstaut hatte, wandte sie sich dem Menschen zu, welche ganz offensichtlich entspannt und ruhig darauf wartete, dass sie bereit sein würde, mit ihm zu sprechen. "Du willst mit mir sprechen, also sprich... ich habe nämlich keine Zeit." Ihre Mutter wäre erschrocken, als sie gehört hätte, wie Sarya mit diesem fremden Menschen gesprochen hat, welcher sie gerade trotz ihrer Tat verschont hatte.