Re: 20.02.5127 Die Unschuld des Mannes
von Sarya Wynjor » Mi 6. Sep 2023, 09:13
Unsicher, was sie denken oder empfinden sollte, lauschte Sarya Leons Worten. Er verurteilte sie nicht oder machte ihr einen wirklichen Vorwurf. Viel mehr verteidigte er ihre Art, was sie noch mehr überraschte. Auch das er nicht versuchte, sich zu loben, während er sie schlecht machte, war etwas, was Sarya bis heute nur selten erlebt hatte. Unweigerlich zogen sich ihre Mundwinkel ein wenig nach oben, wobei sie nicht genau sagen konnte, wieso. Was sie jedoch sagen konnte, war, dass sie sich nun zum ersten Mal in ihrem Leben verstanden und wertgeschätzt fühlte. Klar, ihr Bruder hat das auch versucht und unter Geschwistern war das sowieso immer so eine Sache, aber Leon war ein "Fremder".
Auch deutete er sehr stark darauf hin, dass er seine Versprechen, bei ihr zu bleiben, ernst meinte, was sie zusätzlich freute, auch wenn sie bereits oft mit Menschen unterwegs gewesen war. Jedoch fühlte es sich diesmal anders an. Ganz anders. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, teilte er ihr Misstrauen, auch wenn er dies natürlich nur hätte sagen können, damit sie sich besser fühlte. Jedoch sagte sein Blick etwas anderes. Und ja, vielleicht war sie ein wenig zu misstrauisch, aber Vorsicht war besser als Nachsicht und Nóra hatte ja auch erwähnt, dass Leon einen Hang dazu hat, dass seine Gutgläubigkeit meist schnell umschlägt. Dabei fragte sich Sarya ihrerseits nun, ob ihn schon mal jemand darauf angesprochen hatte, da auch seine Art etwas vorschnell war, auch wenn er es scheinbar immer zügig revidierte.
Wie dem auch sein mochte, war sie gerade durchaus glücklich, und als Leon ihr aufhalf, um endlich etwas zu essen, brach es aus ihr heraus. Zwar nicht so, wie sie es am liebsten gezeigt hätte, aber sie war sich viel zu unsicher, weshalb sie es bei einer festen und innigen Umarmung beließ. "Danke..." sagte sie leise zu ihm, bevor sie die Umarmung löste, mit ihm zum Feuer ging und die beiden sich setzten. Ihre Gedanken waren in heller Aufruhr, weshalb es ihr noch möglich war, das gerade Geschehene irgendwie zu sortieren, zu überdenken oder zu bewerten. Es hatte sich einfach richtig angefühlt. Auch wenn menschliche Männer im Verhältnis irgendwie doch ziemlich klein, was ihr vorher so gar nicht aufgefallen war.